Geschichte des Gymnasiums

BILD: Graf Georg Ernst zu Henneberg

Nachdem bereits 1560 durch Graf Georg Ernst für diese Latein- und Stadtschule eine spezialisierte Schulordnung erlassen worden war, bringt der 22.06.1577 die "endgültige" urkundlich belegte Gründung und feierliche Einweihung des Gymnasiums. Es wird als "des ganzen Landes (ein) edles Kleinod ... und illustre Gymnasium" bekannt. Damit ist es nachweislich eines der ältesten Gymnasien ganz Deutschlands.

BILD: GRÜNDUNGSURKUNDE

Schüler, Lehrer und Bürger haben die Schulgeschichte mit ihren vielen Facetten ergründet und dabei interessante Aspekte zu Tage gefördert. Einige ihrer Berichte finden Sie hier:

Die Entstehung der Schule

In Vorbereitung auf das 425-jährige Jubiläum des Hennebergischen Gymnasiums beschäftigen sich jetzige und frühere Schüler, Lehrer, ehemalige Lehrer der Einrichtung und viele andere mit der Geschichte des Gymnasiums. Das Jubiläum gibt Anlass, darüber nachzudenken, wie es zur Errichtung des Gymnasiums in Schleusingen kam. In der Grafschaft Henneberg fehlte trotz der Stadtschulen in verschiedenen hennebergischen Städten eine höhere Schule, auf welcher Schüler soweit herangebildet wurden, dass sie von dort unmittelbar auf die Universität überwechseln konnten. Diese Schüler sollten dann der Grafschaft Henneberg als Rechtsgelehrte oder als Pfarrer dienen.

Das Fehlen einer höheren Schule brachte die Grafen von Henneberg auf den Gedanken, nach dem Vorbild der öffentlichen Landesschulen zu Pforta, Grimma und Meißen, eine solche Lehranstalt auch im eigenen Land zu errichten. Über den Ort der zukünftigen Landesschule gab es verschiedene Vorstellungen Kloster Veßra wurde vorgeschlagen, da u.a. durch die Einsamkeit des Ortes die Zöglinge nicht zu Zerstreuungen und zum Genuss städtischer Vergnügungen verlockt würden.

Jedoch kam dieser Plan, der etwa der Errichtung der württembergischen Seminare in den alten Klöstern Maulbronn, Blaubeuren etc. entsprochen hätte, nicht zustande. Ein weiterer Vorschlag bezog sich auf Meiningen. Aber Meiningen drohte beim Aussterben der Henneberger, auf Grund eines Vertrages von 1542, an das Stift Würzburg zurückfallen. Wilhelm der IV. von Henneberg empfahl seinem Sohn Georg Ernst, "dass er sich vor allen Dingen der Schule zu Schleusingen hertzlich annehmen, und dieselben mit gewissen Renten (d.h. Einkünften) und Einkommen verbessert wollte, dass nicht allein Einheimische, sondern auch Fremde daselbst zu studieren gute Gelegenheit haben mögten und daß hierinnen auch sonderlich gemeiner Bürgerschafft Notdurfft bedacht würde, weil dieselbige des Ortes eine schlechte und geringe Nahrung, und auch sonstens keine Handlung hätten, dass sie also etwa von frembder Leut Kindern und Kostgängern einen Zugang haben mögten." Nach dem Tod seines Vaters (1559) entschied sich Georg Ernst, eine höhere Schule in Schleusingen zu errichten, weil sein Vater es empfohlen hatte und da es auch "Sitz seiner Vorfahren" sei. Außerdem stand in Schleusingen seit 1545 das erst 1502 gebaute Barfüßerkloster leer und konnte für diesen Zweck genutzt werden.

"Daher meynet Fürst Georg Ernst, man könne solches nicht besser nutzen, als wenn man eine Schule darinnen anstelle; worauf dann etliche Zimmer zu Schulstuben und Autitiriis (d. h. Hörsälen), etliche zu Wohnungen und Speiß-Gemächern accomodiret worden." 1560 erhob Georg Ernst die erste Schleusinger Stadtschule zur Landesschule. Am 7. Juni 1577 erfolgte dann die feierliche Einweihung des Gymnasiums, d.h. die Landesschule wurde zum Gymnasium. Gründungsurkunde der Schule Graf Georg Ernst zu Henneberg Am 22. Juni wurde der erste Rektor, Wolfgang Moller aus Meiningen eingeführt. W. Moller, geboren 1544, war das erste in Meiningen nach evengelischem Ritus getaufte Kind gewesen. Bei der Eröffnung zählt das Gymnasium außer dem Ephorus (Superintendenten), sechs Lehrer, den Rektor, den Konrektor, den Prokonrektor und drei "Collaboratores" (Hilfslehrer), von denen der erste gleichzeitig Inspektor communitatis (Internatserzieher) war.

Dem entsprach die Zahl von wahrscheinlich 5 Klassen. Schon bald wurde die Zahl der Klassen auf 6 (mit 7 Lehrern) und spätesten 1597 auf 7 Klassen (mit 8 Lehrern) erhöht. Die Schulzeit für die meisten Klassen war auf 30 Stunden bemessen. Die Stunden lagen an allen Tagen von 6 bis 9 Uhr und von 12 bis 15 Uhr. Der Unterricht bezog sich im wesentlichen auf Katechismus, Bibelsprüche, Psalmen, Rechnen, Singen, Logik, Rhetorik, Universalgeschichte, Arithmetik, Lateinisch, Griechisch und Hebräisch. "Um eine Anzahl armer Knaben, als die zwanzig oder dreißig, welche aus der Herrschaft (ge- )bürtig und der Armut halber zu dem Studieren den Verlag (d.h. die Mittel) nicht haben können, doch sonst feine, rund, zu den Studiis tüchtigen Köpfe haben, beisammen in einer Kost zu unterhalten." Am 14. Oktober 1577 wurde dieses Zusammenwohnen, das Alumnat, eröffnet. Nur noch 6 Jahre bis zum Tod von Georg Ernst 1583, stand das Gymnasium unter Hennebergischer Landesherrschaft. An der Beisetzung des Grafen nahmen 400 Schüler teil. Das Gymnasium hatte zu dieser Zeit schon einen ansehnlichen Umfang erreicht. Nach einigem Hin und Her in der Erbfolgeangelegenheit wurde eine "Chur- und Fürstlich Sächsische Gemeinschaftliche Landesregierung" für die Grafschaft Henneberg zu Meiningen eingesetzt, unter der die Grafschaft und mit ihr das Gymnasium bis 1660 verblieben. Zur Geschichte des Henneberger Gymnasiums finden sich zahlreiche Materialien in der Bibliothek des Gymnasiums und im Schloss Bertholdsburg.

Zeittafel der Schulgeschichte

|1446|1. Erwähnung einer Schleusinger Schule in kirchlichen Rechnungen| |13.12.1452|1. urkundliche Erwähnung eines Lehrers| 1502 Nachweis der Existenz einer LATEINSCHULE - sie erhält ein eigenes Gebäude 22.06.1577 Gründung des Gymnasiums durch Graf GEORG ERNST von Henneberg per Stiftungsurkunde Bezeichnungen: u.a. Schola, Landesschule, Fürstliche Landschule, Illustre Gymnasium Damit gehört das Gymnasium zu den ältesten Deutschlands! 14.10.1577 Einrichtung einer COMMUNITAET (Internat) per Stiftungspatent durch Graf Georg Ernst, offen auch für die ärmsten Schichten (ausdrücklich festgelegt!) seiner Herrschaft. 1597 7 Klassen mit 8 Lehrern 1616 426 Schüler (einschließlich Elementarschule)

  1. Jh. Als Ausdruck hoher Wertschätzung des Gymnasiums sei ein Urteil der Leipziger Universität erwähnt: "Schleusingen sendet nur tüchtige Menschen!" 1660 Wegen der gemeinsamen Verwaltung (u.a. Sachsen-Meiningen) wurde die Schule "GEMEINSCHAFTLICHES Hennebergisches Gymnasium" genannt. 1780 7 Klassen mit 8 Lehrern 1841 "KOENIGLICH PREUSSISCHES HENNEBERGISCHES GYMNASIUM" 04.05.1874 Neubau 1876 Neues Alumnat 1879 Neubau Turnhalle bis 1910 Regelmäßig 200 Schüler bei 50 Alumnatsplätzen 1928 Erhöhung der Alumnatsplätze auf 90 (Schüler aus ganz Deutschland, sogar aus dem Ausland, erstmals auch Mädchen) nach 1945 "MAX-GREIL-OBERSCHULE" bzw. Erweiterte Oberschule "MAX GREIL" mit bis zu 150 Internatsplätzen ab 1989 "HENNEBERGISCHES GYMNASIUM - GEORG ERNST" mit derzeit 837 Schülern und 62 Lehrern 1999 Erweiterungsbau - Ziel: 3zügiges Gymnasium 2002 Erstmals seit 1952 wird ein Schuljubiläum wieder würdig begangen: FESTTAGE vom 04.06.2002 bis 19.06.2002 mit Absolventen und Gästen aus aller Welt Erwähnenswert: Die von Graf Georg Ernst gestiftete GYMNASIALE BIBLIOTHEK mit über 16.000 wertvollen Bänden

Episoden der Schulgeschichte

Schon 1446 wird in kirchlichen Rechnungen eine Schleusinger Schule erwähnt. 1452 berichtet eine Urkunde von einem "obersten Schulmeister", logischerweise muss es demzufolge mehrere Lehrer gegeben haben. Das Schulgebäude befand sich damals in der Kirchgasse, war zweistöckig, mit Schindeln gedeckt. "Die Tür zog sich durch einen Holzkloben zu, ... die Schulstube enthielt ein Betpult und ein großes Brett von Lindenholz, das ... als Schreibtafel diente." Seit 1502 gibt es den Nachweis einer Lateinschule. Der Grafenerzieher Johann Jäger wird in einer Urkunde von 1508 als Schulmeister genannt- erneut der Beweis dafür, dass es sich um keine Elementarschule gehandelt haben kann. Nach der in Folge der Reformation 1544 erfolgten Aufhebung des Barfüßer-Klosters zieht die Schule aus der Kirchgasse in dieses Gebäude um, hat nun ein eigenes, größeres Haus (wahrscheinlich seit 1556). Seit 1567 sind bauliche Veränderungen der "Auditorias" (Klassenräume) und "Zimmer" (für die Kommunität - Internat) vorgenommen worden. Nachdem bereits 1560 durch Graf Georg Ernst für diese Latein- und Stadtschule eine spezialisierte Schulordnung erlassen worden war, bringt der 22.06.1577 die "endgültige" urkundlich belegte Gründung und feierliche Einweihung des Gymnasiums. Es wird als "des ganzen Landes (ein) edles Kleinod ... und illustre Gymnasium" bekannt. Damit ist es nachweislich eines der ältesten Gymnasien ganz Deutschlands. Die gymnasiale Kommunität (Internat) wird ebenfalls 1577, am 14.10. für zunächst 30 Knaben eröffnet. Die Schule blüht rasch auf. Oft zitiert wird die Wertschätzung eines Professors der Leipziger Universität von 1624 "Schleusingen entsendet nur tüchtige Leute". Im Gegensatz dazu ist der marode und z.T. lebensgefährliche bauliche Zustand des alten Klosters oft Anlass zur Klage. Man befindet sich bis 1868 immer noch in diesem alten Gebäude von 1502, das nur durch sein schönes Fachwerkhaus ("Teutsche Schule", vor dem Neubau in die Suhler Straße umgesetzt) nur der westlicher Seite eine räumliche Erweiterung gefunden hat. Endlich am 10.9.1870 erfolgt die Grundsteinlegung für das große Gebäude, bald"Kasten" genannt. Die Lehrer und Schüler hatten schon 1868 Abschied von dem alten Haus genommen und waren in das große Mietshaus (Eckhaus am Markt/ Kirchgasse; heute Buchhandlung) umgezogen. Am 10. September 1874 findet die feierliche Einweihung statt. 129 Schüler und acht Lehrer ziehen ein. Die Alumnen (Internatsschüler) müssen bis 1876 weiterhin im Mietshaus wohnen. Der Neubau ist für höchstens 200 Schüler berechnet. Diese Zahl wird 1902 erreicht. Man war "in den ansehnlichen Neubau hineingewachsen". "Das Gebäude schlottert nirgends mehr an dem Leibe des Gymnasiums..." "Mit Bedauern empfinden wir, dass das Gebäude zu wenig Räume enthält. ... und diese sind teilweise zu klein", äußerte der Direktor in diesem Jahr anlässlich des 325jährigen Jubiläums, aber mit der Vorfreude auf den geplanten Neubau. Doch 1902 wird nichts daraus und auch nicht 1938, als der gigantische Neubauentwurf des Architekten Ernst Kippe vorliegt, durch den bereits vorbereiteten, ebenso "gigantomanischen" Krieg vereitelt. 1997 warten 777 Schüler und 60 Lehrer auf den Neubau, auf ein "neues Gewand", da das für 200 Schüler gedachte nicht nur "schlottert", sondern längst aus allen Nähten geplatzt ist. Endlich ist es soweit! Das traditionsreiche hennebergische Gymnasium, seit 2001 "Europa-Schule", bekommt dieses "Gewand", einen 1999 begonnenen Erweiterungsbau und den vollständig sanierten, modernisierten "Kasten" dazu. Keine Angst, "schlottern" wird nichts. Schüler gibt es nach wie vor genug, zahlenmäßig sind wir jetzt schon "hineingewachsen". 853 Schüler und Schülerinnen und 64 Lehrerinnen und Lehrer feiern nach dem 1977 verbotenen "runden Jubiläum"; vom 06.06.-19.06.2002 mit Absolventen und Gästen aus aller Welt endlich wieder im würdigen architektonisch und baulich ansprechenden Rahmen. Eine gelungene Kombination von Altem und Neuem - phantastisch - das lässt geistige Tat "wuchern".